Die Wäscherei im KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Nikolaus soll in diesem Jahr von einem Pächter übernommen werden. Ansonsten sei eine Schließung unumgänglich: Denn nicht mehr so viele Jugendliche wie früher ergreifen diese Ausbildung im Berufsbildungswerk Dürrlauingen. Die Arbeitsagenturen weisen bayernweit immer weniger Klienten in Einrichtungen, die sich um junge Menschen mit besonderem Förderbedarf kümmern. „Wir suchen jetzt intensiv nach einer Zukunftslösung für Auszubildende und Mitarbeiter“, so Michael Breitsameter, KJF Abteilungsleiter Berufliche Bildung und Integration.
Statt bisher 15 absolvieren aktuell nur noch vier Jugendliche ihre Ausbildung zum Fachwerker für Textilreinigung oder zum Textilreiniger in Dürrlauingen. Die Wäscherei macht zwischenzeitlich einen Verlust von rund 200.000 Euro pro Jahr. „Wir haben in den letzten Jahren den Verlust bei zunehmend fehlender Belegung aufgefangen und gehofft, dass sich die Situation ändert“, so Breitsameter. Doch die Belegung für diesen Ausbildungsberuf geht wie in der gesamten Einrichtung zurück; und dies obwohl das Berufsbildungswerk Dürrlauingen bayernweit die besten Integrationsquoten vorweisen kann. Aufgrund des Fachkräftemangels bilden Betriebe nun auch Jugendliche aus, die früher eine Ausbildung im Berufsbildungswerk gemacht haben. Zudem nutzen die Arbeitsagenturen vermehrt andere weniger intensive und damit billigere Maßnahmen. „Immer weniger junge Menschen mit Förderbedarf erhalten die gezielte Unterstützung, die sie aus unserer Sicht eigentlich bräuchten, um eine nachhaltige und langfristige Perspektive am ersten Arbeitsmarkt entwickeln zu können. Nicht wenige gehen im regulären Ausbildungsbetrieb unter, weil sie sich nicht individuell in Berufsbildungswerken auf das Arbeitsleben vorbereiten können“, gibt Breitsameter zu bedenken. Daher muss die KJF als Träger von drei Berufsbildungswerken in Schwaben – neben Dürrlauingen auch in Augsburg und Kempten – ihre Ausbildungsangebote laufend an die Nachfrage der jungen Menschen sowie der Arbeitsagenturen anpassen. Auch neue Angebote für Beruf und Arbeit wie vorbereitende Ausbildungsbildungsmaßnahmen ergänzen das Portfolio.
„Doch für die Wäscherei gibt es als reinen Ausbildungsbetrieb keine Zukunft mehr“, so Michael Breitsameter. „Die vier Jugendlichen können ihre Ausbildung selbstverständlich in unseren Berufsbildungswerken abschließen, und wir suchen für die betroffenen Mitarbeiter eine gute Lösung.“ Wäschereikunden können bis auf Weiteres wie gewohnt die Dienstleistung nutzen. Sollte sich kein Pächter finden, muss der Maschinenpark verkauft werden.
Im KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Nikolaus sind rund 350 Mitarbeiter tätig. Rund 200 Ausbildungsplätze, 100 Plätze in berufsqualifizierenden Angeboten sowie 40 in der Berufsvorbereitung stehen zur Verfügung. Es gibt aktuell rund 30 verschiedene Ausbildungsberufe zur Auswahl. Insgesamt wohnen rund 200 Jugendliche in Sankt Nikolaus, davon rund 50 im von der Arbeitsagentur finanzierten Internat. Rund 150 Jugendliche werden in heilpädagogischen Wohnformen betreut. Weitere Informationen gibt es auf www.sankt-nikolaus.de