Die jungen Menschen, die hier angetreten sind, sind glücklich über ihre Zeugnisse und einen erfolgreichen Berufsabschluss im Berufsbildungswerk Dürrlauingen. Michael Breitsameter freut sich mit ihnen – und über eine besondere politische Botschaft, die ihm an diesem Tag übermittelt wird. Der Abteilungsleiter Berufliche Bildung und Integration der Katholischen Jugendfürsorge Augsburg (KJF), zu der die Einrichtung in Dürrlauingen gehört, richtet erst noch Mut machende Worte an die Zuhörer, lauscht dann gespannt, was der Stargast des Tages zu verkünden hat. Joachim Unterländer, Mitglied des Bayerischen Landtages und Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration, ist extra aus München zur Freisprechungsfeier angereist. Er betont, wie wichtig das duale Ausbildungssystem ist, lobt die "gute Arbeit, die hier geleistet wird" und verspricht: "Die Unterstützung politisch und wirtschaftlich muss und wird es weiterhin geben." Er werde sich mit Nachdruck dafür einsetzen. "Es ist gut, dass es diese Ausbildungswerke gibt." Zusätzlich lobte er das Dürrlauinger Berufsbildungswerk auch für das Internat: "Ein Dankeschön, dass Sie hier auch Wohnung und Heimat bieten."
Das klingt gut in den Ohren von Breitsameter, der mit der Dürrlauinger Einrichtung durch schwere Zeiten geht. Trotz Einsparungen mussten einzelne Ausbildungsbereiche gestrichen werden. Die Zahl der Teilnehmer, wie die jungen Leute heutzutage genannt werden, die in Dürrlauingen einen Beruf erlernen und teilweise auch im dortigen Internat wohnen, ist seit Jahren rückläufig. Auch für die Förderung und Integration junger Flüchtlinge hat die Einrichtung ein umfassendes Konzept entwickelt, mit dem sie in Lohn und Brot zu bringen sind: Deutschkurs, Schule, Ausbildung und Wohnmöglichkeit sind eng miteinander verzahnt. Das Konzept wird in Fachkreisen als "Dürrlauinger Modell" bezeichnet. Die Erfolgsrechnung sieht so aus: Innerhalb von dreieinhalb Jahren schafft ein Flüchtling seinen Abschluss. Vergleichbare Ansätze veranschlagen dafür die doppelte Zeit und sind nach Berechnungen der KJF fast doppelt so teuer. „Unser Modell spart 150.000 Euro pro Flüchtling“, sagt Breitsameter. "Aber niemand will für diese Kosten aufkommen."
Dass das Modell aufgeht, sieht man am Tag der Freisprechungsfeier beim Blick in die glücklichen Augen von sieben Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan, die zusammen mit 32 weiteren jungen Menschen ihr Gesellenzeugnis erhalten. Mehr als die Hälfte aller 39 Absolventen hat bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche, und weitere 20 Prozent haben gute Aussichten, bald schon einen zu unterschreiben. Auch von diesen insgesamt 70 Prozent ist Landtagspolitiker Unterländer beeindruckt. "Berufsbildungswerke sind der beste Weg, um Leute in den Beruf zu bringen." Darüber hinaus äußert er sich auch zum Flüchtlingskonzept: "Das Dürrlauinger Modell werden wir besprechen." Was er in der Kürze der Zeit gehört habe, klinge "zukunftsweisend". Und abschließend: "Das rundherum positive Erfolgskonzept in Dürrlauingen wollen wir auch in Zukunft unterstützen."
Insgesamt bekamen jetzt im Berufsbildungswerk Dürrlauingen zum Ende des Lehrjahres 39 Absolventinnen und Absolventen den Gesellenbrief in verschiedenen Berufen. Weitere zehn junge Leute haben in Betrieben der Region ihre Ausbildung gemacht und die Dürrlauinger Berufsschule erfolgreich absolviert. Vertreter von IHK, Handwerkskammer sowie der Regierung von Schwaben überreichten die Gesellenbriefe und wünschten den jungen Leuten alles Gute für ihre Zukunft.